Samstag, 2. März 2019

Strasse der Gewalt (White Line Fever, 1975)

Liebes Tagebuch, wusstest du, das man zum Fliegen eines Hubschraubers einen LKW-Führerschein braucht??
Wie wohl die meisten meiner Genration verbinden wir Jan-Michael Vincent als ernsten, eigentbrötlerischen Hubschrauberpiloten im TV-Hit "Airwolf".
Das der Mann vor seinem erfolgreichen TV-Engagement aber eine durchaus vielversprechend startende Kinokarriere hatte, ist in meiner Wahrnehmung trotz diverser mittlerweile gesehener und auch meist für wirklich gut befundenen Kinofilme gedreht, wird gerne, auch von mir, vergessen.
Dazu zählt auch der von mir nach bestimmt seit einer TV-Ausstrahlung (damals, samstags abends, als Spätfilm (also nach dem 20:15 Uhr-Hauptfilm.... ja auf Pro7 liefen mal Filme....) versendete Trucker-Action-Film von "Angeklagt"-Regisseur Jonathan Kaplan.
Erzählt wird die bis heute nicht aus der Mode kommenden Geschichte vom kleinen Unternehmer (hier: Truck-Fahrer), der droht vom bösen kapitalistischen System zerdrückt zu werden, da dieses natürlich nicht auf mit sauberen Mitteln arbeitet und auch vor Gewalt nicht zurückschreckt. Nur der von Vincent gespielte Carrol Jo platzt bald der Kragen und er greift zur Schrotflinte....
Mit einer angenehm kurzen Laufzeit von knapp unter 90 Minuten zieht der Film angenehm rasant, aber nie zu hektisch seinen Stiefel runter, garniert das ganze mit zum Teil zwar etwas altmodisch eingefangenen, aber trotzdem durchaus spektakulären Actionszenen.
Auch hier beweist Vincent vollen Körpereinsatz, wenn er (zumindest teilweise) sichtlich ungedoubelt auf dem Anhänger eines LK" rumkraxelt, sich mit einem Arm festhaltend, mit der anderen seine Schrotflinte haltend. Oder der finale, auf dem Poster auch immer prominent abgebildete Stunt, in dem der Vincents Truck effektvoll und in Zeitlupe durch das Firmenlogo der Bösewichte kracht.
Was jetzt allerdings nach Standardactionware der späten 70er/80 klingt, ist auf den 2. blick allerdings erstaunlich ambivalent. Natürlich sind die Geschäftspraktiken der bösen Firma nicht zu gut zu heißen, natürlich sieht man es gerne, wenn der "kleine Mann" dem großen bösen Konzern eins auswischt, für seine Ideale einsteht und sein "Ding" durchzieht". Doch als sich, wenn auch ungewollt, durch sein stures, störrisches, rebellisches Verhalten auch andere Trucker seinem Kampf anschließend, wird man als Zuschauer nicht das Gefühl los, das er am Ende doch nur sein eigens Ding durchzieht, was auch einen hohen Preis fordert. Wenn plötzlich der erste Tote zu beklagen ist, oder Carrol Jo und seine Frau nach einem feigen Überfall ihr ungeborenes Kind verlieren, bleibt bei mir ein schaler Beigeschmack. Sind die hohen Opfer nicht bloß der Preis für das Verhalten eines störrischen "Kindes".
Die Bösewichte werden so natürlich so oberflächlich gezeichnet, ihre Taten so abscheulich, das jede Strafe die sie bekommen natürlich mehr als verdient sind, Nur wird dem Helden hier vergleichsweise viel Zeit gewidmet, so dass mir sein egoistischer, dabei natürlich nicht ganz unsympathischer Charakter doch für damalige Zeiten für damalige Filme überraschend vielschichtig ist.
Erst im auf den ersten Blick unbefriedigenden Ende scheint Carrol Jo verstanden zu haben, was er da in Gang gesetzt hat, was den "Helden" dann zwar lächelnd in den Abspann entlässt. Doch für mich als Zuschauer bleibt die Frage, ob es den Preis wirklich wert war.
Aber ich bin auch kein amerikanischer Trucker (eigentlich bin ich gar ein Trucker), vielleicht bin ich zu spießig. Oberflächlich gut unterhalten wurde ich allemal, und er hallte sogar etwas nach. (Nicht nur, weil ich wieder den Beweis bekam, das Jan-Michael Vincent durchaus charismatisch genug war, einen guten
 Film allein zu tragen) Und das war damals zur Produktionszeit vermutlich nicht mal Ziel des Films....


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