Mittwoch, 27. Februar 2019

The Punisher - Staffel 2 (The Punisher - Season 2; 2019)

Liebes Tagebuch, wieder mal Netflix und sein Strukturproblem....
Nachdem Frank Castle am Ende der ersten Staffel einen neuen Namen und ein neues Leben erhalten hat, reist er wie Kwai-Chang Caine durch das Land, allerdings will er sich nicht die Karten schauen lassen, eigentlich auch niemandem helfen und in Ruhe gelassen werden. Doch als ein junges Mädchen auf der Toilette der Bar, in der doch gerade zarte Bande geknüpft hat, von ein paar Fiesewichten bedrängt wird, kann auch der gute Castle nicht aus seiner Haut und klärt die Lage auf seine ihm eigen Art, was so viel lheißt am Ende sind fast alle tot. Und von Notwehr kann man da auch nicht wirklich sprechen, denn dafür hat der gute Frank augenscheinlich zu viel Spaß an der Sache....
Das hinter den bösen Buben deutlich mehr steckt, als nur ein paar Dorflumpen versteht sich von selbst, denn für das klären der Hintergründe nimmt sich die 2. Staffel vom Punisher sehr vile zeit, obwohl....
... ja obwohl auch Billy Russo, böser Bösewicht aus Staffel 1 und verantwortlich für Franks tote Familie aus dem Koma erwacht, in welches Frank ihn nebst Verzierung seines Gesichts geprügelt hat. Dieser kann sich nicht mehr an viel erinnern und ist doch mehr als verwundert als er herausfindet, das ausgerechnet sein alter Waffengefährte Castle ihm gerne jetzt doch ein Kugel ins immer noch hübsche(und gar nicht mal so schlimm verunstaltete) Gesicht schießen möchte.

Zwei parallel zueinander verlaufende Handlungsverläufe, die sich, was durchaus als Überraschung zu zählen ist, auch nie ernsthaft für Überschneidungen genutzt werde... damit sollte man die doch bei Netflix so beliebten 13 Folgen füllen können. Und nachdem in den ersten drei Folgen auch wirklich Gas gegeben wurde, und ich daher voller Überzeugung war, das man es zum Abschluss (wie auch die anderen Marvel-Serien, wurde auch diese nach der Ausstrahlung eingestellt) vielleicht doch endlich mal hinbekommt, die Füllerfolgen auf Füllerszenen zu beschränken, musste ich dann doch nach etwa 5 Folgen feststellen, das doch alles beim Alten geblieben ist.
Nebenfiguren wird (was generell ja zu loben ist) viel Raum zugestanden, doch verpufft vieles davon im luftleeren Raum. Warum zum Beispiel wird die Neo-Nazi-Vergangenheit von Prediger-Killer John Pilgrim über mehrere Folgen im Hintergrund nebulös angedeutet und nach einem ekstatischen Gewaltakt wieder fallengelassen. nicht missverstehen, es ist durchaus zu begrüssen das man in solch einer Serie auch die Nebenfiguren ernstnimmt, aber ihnen dann stellenweise so viel Screentime zur Verfügung zu stellen, das sie die titelgebende Hauptfigur quasi an den Rand drückt, ist meinen Sehgewohnheiten dann doch etwas zu widerläufig.
Auch Billy Russo darf diesmal sowas wie die 2 Hauptfigur sein, bekommt auch hier minutenlange Szenen in denen seine Vergangenheit (natürlich wurde er als Kind misshandelt) und seine Zweifel (zu?) ausführlich. zumal sich ständig wiederholt, denn das seine Amnesie echt ist hat man irgendwann kapiert, doch er möchte sich selbst den Zuschauer dann lieber doch nochmal ein bisschen davon überzeugen. Und das sein Psychiaterin den größten Knacks hat, war von ihrer ersten Minute an zu sehen. (also ich zumindest, aber ich hab in meinem Leben auch schon zu viele Filme gesehen).

So drehen sich die beiden Handlungsstränge im Mittelteil immer wieder um sich selbst, während man sich dann aber wenigstens auf Jon Bernthal und die saubere Inszenierung (auch der Action- und Gewalteskapaden) verlassen darf.
Bernthal lässt den gequälten Charakter aus Steffel 1 hinter sich und lässt keinen Zweifel daran das Castle ein waschechter Psychopath ist, bei dem aber zumindest noch der moralische Kompass funktioniert und (wenigstens das!) nur Leichenberge von vermeintlich bösen Gesellen hinterlässt. Sein ständiges Gewackel lässt ein Ahnung davon aufkommen, unter welchem Strom diese Figur steht und das er es einfach braucht böse Bösen zu meucheln und vermeintlich schwächere zu schützen, so wie andere Luft zum Atmen benötigen.
Und am Ende, so suggeriert es die letzte Szene endlich auch sein Bestimmung akzeptiert.
Und das wird von der Serie, und das ist durchaus positiv gemeint, auch nicht stark reflektiert. Das der Punisher sein Gegner mit Schusswaffen, Messern, oder auch mal Fitnessstudioequipment zum Teil auf das Brachialste zerlegt (was auch in zum Teil übertrieben blutigen Bildern zelebriert wird), wird als gegeben und zum Teil auch notwendig (die vier kleinen Gauner in der Nebenstraße auf er Suche nach dem schnellen Geld, die Frank ohne großes Federnlesen einfach je einer Kugel niederstreckt) dargelegt. Da helfen auch nicht die moralisierenden Dialoge von Sgt. Mahoney weiter, schließlich muss auch der am Ende erkennen das der Punisher einen Kodex verfolgt.
Die Action ist meist hart und zum Teil sehr eruptiv. Der Punisher steigert sich in den Szenen meist in einen Wutrausch, muss selbst über die Grenze des menschenerträglichen einstecken, um dann noch härter und kompromissloser zurückzuschlagen. Wenn ein paar russische Muskelprotze in ihrem eigenen Fitnessstudio zu Tode geprügelt werden, oder die Truppe um Billy Russo, nachdem sie mehrfach auf Castle eingestochen haben, von diesem dann im Blutrausch ausgeschaltet werden, lassen auch beim Zuschauer, sofern er den Brutalitäten nicht das Gesicht vom Bildschirm wendet, eine wohliges Gefühl dieses "Das habt ihr jetzt aber auch Verdient!"-Reflexes entweichen. Ja, hier ist die Brutalität reiner Unterhaltungszweck.
Und ich gebe es zu... genau diese haben mich bei der Stange gehalten, und mich vom durchskippen abgehalten, denn wie bereits erwähnt: auf 10 Folgen mit dem gleichen Inhalt, ich hätte mehr Spaß gehabt. So hält sich meine Enttäuschung über die Absetzung in Grenzen. Aber Danke die blutige Zeit....

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen