Sonntag, 6. Januar 2019

Blutiger Freitag (Blutiger Freitag, 1972)

Liebes Tagebuch,
heute hab ich mich mal an einen Film mit Vorbildfunktion gewagt. 
Dieser Film kann nur für die unzähligen Poliziottteso der 70er hergehalten haben, Zu unübersehbar ist die Nähe in inszenatorischer wie auch inhaltlicher Form, die gleichzeitig auch ein Spiegel der damaligen Situation im Land darstellt.
Sowie es die Italiener in den Folgejahren immer mehr perfektionierten. 
Angespielt wird vor allem auf den ersten Banküberfall mit Geiselnahme auf deutschem Boden in München in der Prinzregentenstraße. Die von Raimund Harmstorff ausgespuckten Platitüden erinnern an den damals aufflammenden oder eigentlich schon entbrannten Klassenkampf der RAF gegen das Establishement. 
Die Italiener stellten zwar den Kampf gegn das organisierte Verbrechen sowie die Korruption in den höheren Etagen in den Vordergrund. Die Wahl der Waffen ist aber die Gleiche.

Aber für Heinz Klett (Harmstorf) sind diese Aussagen nur Mittel zum Zweck, ein aufgetürmter Schwall an Rechtfertigungen, denn am Ende steht doch nur die Bereicherungsabsicht, Dafür stellvertretend sei hier sein Kommentar, nachdem sich ein beim Bankraub eingesetzter Polizeibeamter auf eine durch ein Kleinkind entsicherte Handgranate stürzt um alle umliegenden Personen zu schützen. Die Granate explodiert, der Oberkörper wird freigelegt (ja Tagebuch, auch herausquellende Gedärme sind zu sehen) und Klett meint nur teilnahmslos:"Ha, da ist ein Polizist auf einen Knallfrosch getreten. Berufsrisiko." Keine Genugtung, Keine Freude über einen Verlust auf der Gegenseite. 
Klett ist nur ein ungehobelter Sadist, der sich nimmt was er will, und vor anderen mit seinen hochtrabenden Geschwätz Eindruck schinden will bzw. seinen Taten mehr Sinn zu verleihen, Gewalt dafür anzuwenden ist nicht nur nötig, sondern ausdrücklich gewünscht. Und zur Not wird auch mal ein Lesbe vergewaltigt, einfach weil das dicke Ding in der Lederhose danach verlangt. Dazu wird das "dicke Ding" in einer sehr engen Lederhose auch mal durchaus Leinwandfüllend ins Bild (oder auch Gesicht einer der Geiseln) gedrückt. 
Liebes Tagebuch, aber vielleicht weiß du, warum beim Liebespiel/der Vergewaltigung der lesbischen Geisel (so ganz sicher ist man sich da nicht) Bilder aus einem Schlachthof und einem lesbischen Liebesspiels geschnitten werden. Ich musste mir nur den Kopf kratzen und konnte mir da echt nichts brauchbares herleiten.)

Aber muss Exploitation (und um nichts anderes handelt es sich hier, da kann man aus dem damaligen Zeitgeist herauslesen was man will) sinnbehaftet sein? "Blutiger Freitag" nutzt die Stimmung der frühen Siebziger in all ihrer aus heutigen Sicht vorhandenen Ranzigkeit und mixt sich daraus eine frühen, sleazigen Genrecocktail, wie ihn, auch das bereits oben schonmal angemerkt, die Italiener in den Folgejahren regelrecht zelebriert haben. Das es sich um eine deutsch-italienische Co-Produktion handelt und Filmkomponist DeMasi  in den Folgejahren diverse Perlen italienischer Filmkunst (und einen von mir innig geliebten Cuck-Norris-Halbwestern) vertonte sei hierbei nur der Vollständigkeit halber erwähnt.

Gerade zu rührend, vor allem aus heutiger sicht sind die "Actionszenen", von denen es einige gibt, welche meist sehr blutig sind, aber nach modernen Sehgewohnehiten natürlich sehr leicht durchschaubar. Ich kann mir aber nicht helfen, Charme, und davon nicht zu wenig, hat das Ganze. 
Wenn Amadeus August, an den ich mich sogar noch als Fernsehschauspieler in den 80er-Jahren erinnern kann (und denn ich schon da als vollkommen  arroganzbefreiten Schönling wahrgenommen habe) seine bei der Bundeswehr erworbenen Karatekünste an Harmstorf demonstriert, oder Harmstorf sich im Finale dem unausweichlichen Kugelhagel der herannahenden Polizeibeamten stellt, dann hat das schon vom Gangsterspielen mit meinen Freunden in der Kinderzeit. Nur hatten wir da noch kein Taschengeld für die extragroßen Blutbeutel.

Aber ich mag den Film.Ich finds nämlich einfach nur schön mitanzusehen, wie bereits vor jetzt bald 50 Jahren ein Genrefilm mal zeigt wie mann es macht. Da traut sich heute kaum noch einer.
Dieser Film hat Eier. Große, eingelegte Eier....


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen