Mittwoch, 2. Januar 2019

Copykill (Copycat, 1995)

Liebes Tagebuch,
ich möchte mich heute mit dir über einen Standardthriller unterhalten. Und zwar über einen aus den 90ern. Einen von denen, die scheinbar für den gemeinen Kinogänger gemacht sind, der sich nur hin und wieder ins Lichtspielhaus verirrt, kein Risiko eingeht und beim Lösen der Kinokarte schon weiß, was ihn die nächsten 2 Stunden erwartet und dann auch zufrieden, aber nicht euphorisiert, unterhalten und nicht gelangweilt nach Hause geht.
Der sich auf dem Kinoplakat von bekannten Namen wie Sigourney Weaver und Holly Hunter das Versprechen auf einen nicht schlechten Film geben lässt (ja meine Liebe, Mitte der 90er ist das noch so gewesen), um auch ja keine Innovation erwarten zu dürfen.
Der aussieht wie so ziemlich jeder Thriller aus den 90ern aus dem Hause Warner. (Ok, das fällt dem gemeinen Kinogänger bis heute nicht auf, aber auch das gehört ja irgendwie zu dem Berieselungseffekt.)
Nur leider sehe ich in mir, mein liebes Tagebuch, keinen gemeinen Kinogänger. Ich bin leider jemand, der schon viele Filme gesehen hat, so dass mich die Überraschungsarmut in den doch knapp 2 Stunden dann doch öfters zum Pausenknopf hat greifen lassen, damit ich beim Holen eines Kaltgetränks aus dem Kühlschrank mir schon mal Gedanken darüber machen konnte, was wohl als nächstes passiert.
Und ich lag so ziemlich immer richtig, so dass ich zum Eigenschutz das eigene "For-Shadowing" eingestellt habe um mir den Spaß nicht gänzlich zu verderben..
Sonst hätte ich ja schon eine Stunde früher erkannt, das der von Dermot Mulroney gespielte Partner am finalen Showdown  nicht teilnimmt und schon mehr als eine halbe Stunde vor dem Abspann seinen Gehaltsscheck abholt (wobei ich doch ein wenig "überrascht" war, das sein Ableben nichts mit dem titelgebeneden Copykiller zu tun hat). Auch wäre mir entgangen, das natürlich Holly Hunters  Figur eine kugelsichere Weste trägt, natürlich im Finale niedergeschossen wird um dann den finalen Fangschuss Richtung bösem Serienkiller im richtigen Moment abzugeben.
Diese Liste ließe sich endlos fortsetzen, aber warum soll ich hier wiederholen, was sich sowieso jeder denken kann, der einen beliebigen Killerthriller seit den "schweigenden Lämmern" gesehen hat  und daher alles bereits vorausahnen kann.
Über die Motivation des Killers erfährt man leider nichts außer das er ein Psycho ist. Muss reichen.
Und das vermeintlich interessanteste Element, die Agoraphobie von Sigourney Weaver's Figur taugt nur für einen kurzen Panikanfall und ein kurzes Gespräch darüber das es wohl sehr einsam macht, das Haus ein ganzes Jahr nicht verlassen zu haben. (und das man auch als Frau dann doch etwas rollig werden kann.) Schade, denn schließlich handelt es sich ja hier um eines der anderthalb Alleinstellungsmerkmale des Films. (Das Halbe geht an die Vorliebe des Killers, seine Opfer in prominenter Pose berühmter Serienkiller zu hinterlassen...)
Und doch.... knapp 2 Stunden handwerklich solide, durchaus nicht unspannede, aber nie aufregende Unterhaltung ohne große handwerkliche Fehler.
Was mich da jetzt vom gemeinen Kinogänger unterscheidet. Na, das ich ihn mir für "Umme" bei Amazon Prime angesehen hab. Und daher nicht kein, sondern überhaupt kein Risiko eingegangen bin.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen